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Geschichtliche Vorbemerkungen
Vorlesungsangebot Astrophysik
Prüfungsanforderungen für das Hauptdiplom Physik
Forschungsschwerpunkte in der Kieler Astrophysik:
- Sterne mittleren Spektraltyps, Sonne, Hydrodynamik und Strahlungstransport
- Endstadien der Sternentwicklung - Planetarische Nebel und Weiße Zwerge
- Interstellares Medium, Hydrodynamik, Stellardynamik und Galaxien
- Atomphysik



Weitere Informationen für Studierende der Physik

Zum Vorlesungskommentar für das Sommersemester 1997

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Geschichtliche Vorbemerkungen

Die Astronomie an der Kieler Universität kann auf eine über dreihundertjährige Geschichte zurückblicken. Schon seit dem Gründungsjahr der Universität (1665) hält Samuel Reyher - neben mathematischen und juristischen - auch astronomische Vorlesungen. Zwischen 1769 und 1820 gab es eine erste Sternwarte (in einem Turm des Kieler Schlosses); 1872 wurde die Altonaer Sternwarte nach Kiel verlegt, wo sie bis 1938 bestand.

Auch an der Entwicklung der Astrophysik im heutigen Sinne hat Kiel einen Anteil: Carl Vogel - der spätere Leiter des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam - arbeitet 1870 - 1874 an der Privatsternwarte des Kammerherrn von Bülow auf dem Gut Bothkamp ca. 20 km südlich von Kiel. Er ist einer der ersten, die die visuelle Spektroskopie von Sternen versuchen, und es gelingt ihm 1871 die Beobachtung der Rotation der Sonne aus dem Dopplereffekt der Spektrallinien. Da bei der Schließung der Bothkamper Sternwarte einige Instrument und die Bibliothek in den Besitz der Kieler Sternwarte übergehen, können wir sie mit einigem Recht neben der Altonaer Sternwarte zu den Vorläufern des heutigen Instituts rechnen.

Die heutige Ausprägung und den guten internationalen Ruf verdankt die Kieler Astrophysik zu einem großen Teil dem Wirken von A. Unsöld, der das Institut von 1932 bis 1973 leitete. Zusammen mit zahlreichen Schülern zählt Unsöld zu den Begründern der modernen Theorie der Sternatmosphären - noch heute einer der Schwerpunkte der Forschung in Kiel.

Auch der in den letzten Jahren hinzugekommene Forschungsschwerpunkt der extragalaktischen Astrophysik ist in Kiel nicht ohne Tradition. Vor mehr als 70 Jahren setzte Carl Wilhelm Wirtz nach seiner Berufung als Observator der Kieler Sternwarte seine in Straßburg begonnene Untersuchung an Spiralnebeln fort und schlußfolgerte 1918, daß sie außerhalb unserer eigenen Milchstraße liegen und ein System bilden, das relativ zur Sonne expandiert. Die verschiedenen Arbeitsgebiete ergänzen sich, denn die Analyse von Sternen, die Bestimmung ihrer Elementhäufigkeiten, ihrer Verteilung und ihrer Kinematik ist mit der Fragestellung nach der Struktur und Entwicklung von Galaxien eng verknüpft.



Forschungslabor Kosmos

Die Astronomie, die älteste naturwissenschaftliche Disziplin, befindet sich dank neuer Meß- und Beobachtungsmethoden in einer stürmischen Entwicklung. Als interdisziplinäre Wissenschaft eingebettet in die Physik stellt heutzutage die Astrophysik einen der wichtigsten Bereiche der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung dar. Großinvestitionen für bodengebundene oder weltraumgestützte Teleskope werden nicht nur aufgrund der immensen Kosten, sondern auch wegen der wachsenden multinationalen wissenschaftlichen Programme internationalisiert, wie dies bei der
Europäischen Südsternwarte in Chile (ESO) und der Europäischen Raumfahrtagentur ESA geschehen ist. Die Astronomie und Astrophysik hat sich damit zu einem Großforschungsfach und zu einem wichtigen Bereich der modernen Physik entwickelt. Die Erfolge der weltraumgestützten Teleskope wie z.B. Hubble Space Telescope (HST) und ROSAT sind momentan die deutlichen Beweise dafür.

Für die Auswertung der heute anfallenden unermeßlichen Flut an Beobachtungsdaten in bisher nicht gekannter Qualität sind die astrophysikalischen Institute mit Hardware neuesten Standes ausgestattet. Um diesem erwähnten Aufwand bei den Teleskopen auch im Bereich der Datenauswertung und des kontinuierlichen Baus von Detektoren aktueller Technik die erforderliche personelle Kapazität gegenüberstellen zu können, wird die Astronomie und Astrophysik seit 1990 im Rahmen der Verbundforschung des BMBF gefördert. Auch im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft erfährt astrophysikalische Forschung eine separate Förderung.

Theoretische Untersuchungen erfordern heute in verstärktem Maße numerische Simulationen, die die Astrophysik seit Jahren zu den Hauptbenutzern von Großrechenanlagen gehören läßt, die mit Höchstleistungsrechnern ausgestattet sind.



Vorlesungsangebot Astrophysik

Die grundlegende, zweisemestrige Einführung in alle Gebiete der Astronomie und Astrophysik ist die

* Einführung in die Astronomie und Astrophysik I und II: Obwohl der Besuch dieser Vorlesung erst nach dem Vordiplom empfohlen ist, kann sie unter Umständen auch schon früher gehört werden. Weiterführende Inhalte werden in vier Hauptvorlesungen gegliedert, die nach Möglichkeit in einem regelmäßigen Turnus angeboten werden:

* Astrophysik I: Sternatmosphären

* Astrophysik II: Sternaufbau und Sternentwicklung:

* Astrophysik III: Interstellares Medium und Aufbau der Galaxis

* Astrophysik IV: Extragalaktische Astrophysik und Kosmologie

In freier Reihenfolge werden daneben, abhängig von den Möglichkeiten des Instituts, weiterführende Vorlesungen angeboten. Einige Beispiele sind


* Physik der Sonne

* Weiße Zwerge, Neutronensterne, Schwarze Löcher

* Variable Sterne

* Gasnebel

* Phänomenologie und Physik des Interstellaren Mediums

* Dynamische Prozesse im Interstellaren Medium

* Galaxienentwicklung

* Entstehung der Elemente

* Instrumente und Detektoren

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Prüfungsanforderungen für das Hauptdiplom Physik

Für das Hauptdiplom in Physik kann Astrophysik als Inhalt für die Prüfung in Experimenteller oder in Angewandter Physik gewählt werden.

Für die mündliche Prüfung wird in beiden Fällen die Beherrschung des Stoffes der Einführungsvorlesung (I und II), sowie von zwei weiterführenden Vorlesungen erwartet. Diese beiden Vorlesungen sind aus der obigen Liste (oder anderen, hier nicht aufgeführten Spezialvorlesungen) frei wählbar.

Außerdem wird die erfolgreiche Teilnahme am Anfängerseminar Grundlagen der Astrophysik verlangt.

Die schriftliche Diplomarbeit kann mit einem astrophysikalischen Thema (unter Betreuung eines Dozenten der Astrophysik) durchgeführt werden. In diesem Falle erwarten wir, daß zusätzlich das Fortgeschrittenen-Praktikum FPIIe (Astronomie und Spektroskopie) mit Erfolg absolviert wird.



Forschungsschwerpunkte in der Kieler Astrophysik

"Leistungskontrolle", ein heute so beliebtes Schlagwort, ist in einem Bereich wie der Universität ein schwieriges Unternehmen: die Qualität von Forschung läßt sich nicht einfach messen und in Zahlen umsetzen. Allgemein anerkannte Kriterien für die Lebendigkeit und Aktivität einer Institution sind Ergebnisse von externen Begutachtungen, der Erfolg bei der Einwerbung von Drittmitteln und die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen.

In der Kieler Astrophysik gibt es zur Zeit im wissenschaftlichen Bereich aus Landesmitteln 4 Professoren- und 3.5 Mittelbaustellen. Der Bericht des Instituts für den Jahresbericht 1996 der Astronomischen Gesellschaft führt zusätzlich 14 Wissenschaftler auf, die aus Drittmitteln (Deutsche Forschungsgemeinschaft; Bundesministerium für Forschung und Technologie) finanziert wurden. Im gleichen Bericht sind 63 wissenschaftliche Publikationen des Instituts für das Jahr 1996 aufgeführt.

Im "Forschungsindex" der Zeitschrift Bild der Wissenschaft (Juli 1993) rangiert Kiel in der Astrophysik unter den besten 3 deutschen Universitäten, nur übertroffen von den Großeinrichtungen (Max-Planck-Institute, European Southern Observatory) mit um ein Vielfaches größeren Zahlen von Wissenschaftlern.

Der Forschungsbericht 1995 der Kieler Universität, wie auch die Jahresberichte der Astronomischen Gesellschaft, zählen unsere Forschungsarbeiten detailliert auf; daher geben wir hier nur eine kurze Übersicht in Schlagworten. Für nähere Erläuterungen stehen die in den Überschriften aufgeführten Leiter der Arbeitsgruppen, sowie andere Mitarbeiter des Instituts jederzeit zur Verfügung.




Sterne mittleren Spektraltyps, Sonne, Hydrodynamik und Strahlungstransport ( Prof. Dr. H. Holweger, Priv.-Doz. Dr. M. Steffen)



* Spektroskopische Analyse von Hauptreihensternen mit solaren und mit abweichenden Elementhäufigkeiten

* Untersuchung der möglichen Ursachen für die beobachteten chemischen Häufigkeiten: Diffusion, Akkretion

* Numerische Simulations der Konvektion in Sternen (unter Einschluß des Strahlungstransports)

* Anwendung der Simulationsergebnisse auf variable Weiße Zwerge (ZZ Ceti), das Lithiumproblem, Kalibrierung von Mischungswegrechnungen etc.


Endstadien der Sternentwicklung - Planetarische Nebel, Weiße Zwerge ( Prof. Dr. D. Koester, Priv.-Doz. Dr. S. Jordan)



* Berechnung von Modellen der Atmosphärenstruktur von Sternen und des beobachtbaren Spektrums

* Durchführung optischer Beobachtungen an Großteleskopen (DSAZ in Spanien, ESO in Chile )

* Beobachtung mit Hilfe von Satelliten im Weltraum Hubble Space Telescope , ROSAT, EUVE, IUE, ORFEUS)

* Analyse von Sternspektren und anderen Beobachtungen durch Vergleich mit theoretischen Rechnungen - Bestimmung stellarer Parameter Effektivtemperatur, Schwerebeschleunigung, chemische Zusammensetzung der Atmosphäre

* Studium von Aspekten der Sternentwicklung durch Untersuchung des Zusammenhangs der Endstadien mit ihren Vorläufern

* Physikalische Prozesse in Sternen: Konvektion, Diffusion, Akkretion

* Evolution stellarer Aktivität im Verlauf der Sternentwicklung


Interstellares Medium, Hydrodynamik, Stellardynamik und Galaxien (Prof. Dr. G. Hensler, Priv.-Doz. Dr. J. Köppen)



* Wechselwirkung von Sternentwicklung und Interstellarer Materie

* Dynamische Entwicklung verschiedener Phasen des Interstellaren Mediums

* Vergleich von direkten N-Körper Simulationen von Sternhaufen mit Kontinuumsmodellen

* Chemo-dynamische Modelle zur Galaxienentwicklung

* Dissipative Entwicklung von Protogalaxien

* Beobachtung (mit ROSAT und ISO) von Starburst-Galaxien

* Entwicklung der Strahlungscharakteristik von Starburst-Galaxien


Atomphysik (Prof. Dr. D. Schlüter)


* Berechnung von Wellenfunktionen für astrophysikalisch und plasmaspektroskopisch wichtige hochionisierte Atome

* Berechnung von, Absorptionsquerschnitten, Übergangswahrscheinlichkeiten und Stoßprozessen in Plasmen



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Zuletzt geändert von Matthias Hünsch am 18-Feb-1998