EFSA veranstaltet 2-tägige Konferenz über die Risikobewertung zu GVO
22 September 2009
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat am 14. und 15. September 2009 in Brüssel eine Konferenz über Risikobewertungen zu GVO in Bezug auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie in Bezug auf die Umwelt durchgeführt, an der neben Vertretern der Risikobewertungsstellen aus den EU-Mitgliedstaaten auch Risikomanager sowie Interessenvertreter der Industrie sowie von Verbraucher- und Umweltschutzgruppen aus der EU und weiteren Ländern zusammenkamen.
Bei der Eröffnung der Konferenz unterstrich Catherine Geslain-Lanéelle, Geschäftsführende Direktorin der EFSA, erneut die Funktion der EFSA als die für das Bereitstellen unabhängiger wissenschaftlicher Gutachten zur Risikobewertung von GVO zuständige Stelle. „Die EFSA ist weder Befürworter noch Gegner von GVO“, so Geslain-Lanéelle. Sie bestätigte, dass es in der EU deutlich abweichende Ansichten unter den verschiedenen mit GVO befassten Akteuren bestehen und die gesellschaftliche Akzeptanz von GVO niedrig sei. Es sei wichtig, im Rahmen dieser Konferenz die Rolle der EFSA bei der Risikobewertung von GVO zu klären. „Wir sind hier nicht nur, um zu informieren — sondern auch, um zuzuhören und dazu zu lernen. Wir möchten möglichst viele Ansichten und Erfahrungen kennenlernen“, sagte sie. Anschließend hieß der Generaldirektor für „Gesundheit und Verbraucher“ der Europäischen Kommission, Robert Madelin, die Konferenzteilnehmer willkommen und betonte, dass Wissenschaftler einen Beitrag zu besseren regulatorischen Entscheidungen leisten können. Seiner Meinung nach hat die EU die Risikobewertungsverfahren weiter zu öffnen, um die Bedenken der Öffentlichkeit zu berücksichtigen und diese Prozesse in globale Zusammenhänge einzubetten.
1. Tag:Risikobewertung in Bezug auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie in Bezug auf die Umwelt
Am ersten Veranstaltungstag stellten Experten des GMO-Gremiums sowie des GMO-Referats der EFSA den EU-Rechtsrahmen sowie einige der aktualisierten Leitlinien für die Risikobewertung zu GV-Pflanzen vor. Diese Leitlinien sind in Zusammenhang mit konkreten Bewertungsaufträgen der Europäischen Kommission entwickelt worden und spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wider. Spezifische und detaillierte Leitlinien sollen bei den Antragstellern ein besseres Verständnis in Bezug auf die bereitzustellenden Informationen bewirken.
Howard Davies, Mitglied des GMO-Gremiums, stellte die Leitlinien der EFSA für die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln vor und hob hervor, dass diese in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten und Interessenvertretern erarbeitet worden seien. Die EFSA hatte sich vor der Verabschiedung der Leitlinien an mehreren Beratungssitzungen beteiligt und eine öffentliche Konsultation durchgeführt. Derzeit beraten die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten über die aktualisierten Leitlinien als Anhang zu einer EG-Verordnung. Aus der erarbeiteten Leitlinien soll eindeutig hervorgehen, welche Informationen — wie zum Beispiel Angaben zu Feldversuchen — durch Antragsteller vorgelegt werden müssen, betonte Claudia Paoletti vom GMO-Referat.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) in Bezug auf GV-Pflanzen ist ein komplexes Gebiet, das durch fortlaufende wissenschaftliche Weiterentwicklungen gekennzeichnet ist. Die entsprechenden EFSA-Leitlinien werden derzeit aktualisiert, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse miteinzubeziehen. Zwei Sachverständige des GMO-Gremiums, Salvatore Arpaia und Jeremy Sweet, stellten zwei der wesentlichen Gesichtspunkte der neuen Leitlinien vor: die Bewertung von Auswirkungen auf Nichtzielorganismen sowie die Bewertung langfristiger Auswirkungen auf die Umwelt. Andreas Heissenberger vom österreichischen Umweltbundesamt stellte den wissenschaftlichen Standpunkt seines Landes zur UVP vor. Zusammenfassend sagte er, dass Österreich zwar die fallweise Herangehensweise der EFSA befürworte, jedoch der Auffassung sei, dass die Bewertung von Risiken in Bezug auf die Umwelt auf unzureichenden Daten basiere, und zeigte detailliert auf, wie diese Situation verbessert werden könnte. Die EFSA wird für die endgültige Fassung der Leitlinien die Beiträge der Europäischen Kommission, der Mitgliedstaaten und der Interessengruppen berücksichtigen.
Mit den neuen Leitlinien wird die Zielsetzung verfolgt, die Verfahren der Risikobewertung von GVO zu verbessern und dadurch deren Effizienz und Transparenz zu steigern. Die Risikobewertung durch die EFSA mache nur einen Teil des regulatorischen Rahmens der EU in Bezug auf GVO aus, betonte Chantal Bruetschy, Leiterin des Referats „Biotechnologie, Pestizide und Gesundheit“ der Europäischen Kommission. In ihrem Vortrag erläuterte Bruetschy die gesetzlichen Bestimmungen betreffend die „Überwachung nach dem Inverkehrbringen“, einschließlich deren Verhältnis zur Risikobewertung der EFSA und zu den vorgelagerten Umweltverträglichkeitsprüfungen der Mitgliedstaaten.
2. Tag:Die Auswirkungen des GV-Pflanzenanbaus auf die Umwelt
Der zweite Konferenztag wurde von Präsentationen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission eingeleitet. Auf dem Gebiet der GVO-Risikobewertung arbeitet die EFSA eng mit der Wissenschaft und mit internationalen Gremien zusammen. Peter Kearns von der OECD beleuchtete die Risikobewertung aus einem globalen Blickwinkel und stellte die Arbeit der OECD-Arbeitsgruppe für biologische Sicherheit vor.
Emilio Rodriguez Cerezo von der GFS konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Auswirkungen von GV-Anpflanzungen und stellte eine Analyse zur Kultivierung von Bt-Mais im Zeitraum der vergangenen 10 Jahre in Spanien vor; dazu präsentierte er aus verschiedenen spanischen Regionen Zahlen über den reduziertem Einsatz von Insektiziden bei gleichzeitiger Steigerung der Erträge. Über ähnliche Erfahrungen von Landwirten im Zusammenhang mit dem Anbau von GV-Kulturen berichtete Esther Esteban Rodrigo vom spanischen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und maritime Angelegenheiten. Spanien verfügt über praktische Erfahrungen mit dem Anbau von GV-Pflanzen und ist ein Mitgliedstaat, der bei der UVP zu GVO-Anträgen eng mit der EFSA zusammenarbeitet.
Vertreter von Interessengruppen waren ebenfalls eingeladen, bei der Konferenz ihre Standpunkte darzulegen. Helen Holder von Friends of the Earth erkannte an, dass Verbesserungen bei der Risikobewertung durch die EFSA erreicht worden seien, berichtete aber über einige deutliche Bedenken ihrer Organisation hinsichtlich der UVP und äußerte Kritik an einigen wissenschaftlichen Gutachten der EFSA zu GVO. Für die nächste ihrer regelmäßigen Sitzungen mit Nichtregierungsorganisationen am 2. Oktober 2009 hat die EFSA einen weiteren Dialog zu einer Anzahl von GVO-Themen geplant.
Arnaud Petit, Direktor für Agrarprodukte und Handel bei Copa-Cogeca, stellte die Haltung der EU-Landwirte dar. Deren Anliegen sei es, weiterhin über die Wahlmöglichkeit zwischen GVO-Anbau sowie konventionellen und biologischen Anbaumethoden zu verfügen. Für die Biotechnologie-Industrie sprach Willy De Greef von Europabio, der Europäischen Vereinigung der Bioindustrie, und forderte dazu auf, die vorliegenden Erfahrungen im sicheren Umgang mit GV-Pflanzen noch stärker im Rahmen der Risikobewertung durch die EU zu berücksichtigen sowie eine deutlichere Unterscheidung zwischen Risikoerforschung und Risikobewertung vorzunehmen.
Zum Abschluss der Konferenz erklärte Karl Falkenberg, Generaldirektor für „Umwelt“ bei der Europäischen Kommission, die Kommission schätze die Arbeit, welche die EFSA als wissenschaftliches Beratungsorgan leiste und diese dadurch bei deren eigener Entscheidungsfindung und Entscheidungsnahme unterstütze.
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